Neugierig sein, ausprobieren, machen.
Im Land der Pizza und Pasta entsteht nicht immer nur Musik im Stile eines „O Sole Mio“ oder „Azzurro“. Ich vergesse das auch immer wieder. Die Electro-Szene dort hat einige interessante Acts zu bieten. Das Duo Helalyn Flowers aus Rom zum Beispiel. N0emi Aurora, (Gesang, Programmierung) und maXX (Gitarre, Produktion) veröffentlichen mit Sonic Foundation ihr viertes Album, mit dem sie das Fundament ihrer Musik neu erkunden und definieren wollen.
Helalyn Flowers bedient sich eines breiten Spektrums stilistischer Elemente aus Rock, Metal, Pop und Industrial und baut daraus ein Album, das die Musik der Band in einem modernen und sehr zeitgemäßen Stil präsentiert. Die Band zeigt sich aufgeschlossen für neue Ansätze und das tut ihrer Musik richtig gut. Deutlich rockig ist das Album geworden. Die Songs sind kraftvoll und selbstbewusst, spielen auf unterschiedlichen Ebenen mit komplexen Ideen, die stimmig umgesetzt sind und Spaß machen, weil die Songs in sich stimmig und richtig gut gemacht sind.
Die Musik durchzieht ein deutliches Gothic-Ambiente, doch steht es nicht so sehr im Vordergrund, dass alle Songs sofort in die schwarze Schublade zu stecken wären. Das tut der Musik insgesamt erstaunlich gut und eröffnet der Band gleichzeitig neue Möglichkeiten, die sie auch ausprobiert. Doch die Helalyn Flowers bleiben was sie sind und ihren Wurzel treu. Sie reichern ihr Repertoire an und – wie sie selbst über das Album sagen – definieren ihr klangliches Fundament neu, probieren sich und die Möglichkeiten ihrer Musik aus und das ist eine gute Idee, denn nichts braucht die Welt weniger, als einen weiteren Aufguss des bereits zu Tode wiederholten alten Zeugs.
Herausgekommen ist dabei ein interessantes und abwechslungsreiches Album, das mal Industrial und EBM, mal Electro Rock und Synthie Pop erkundet, ohne sich endgültig festzulegen. Einerseits wirkt das Album dadurch wechselhaft, beinahe etwas unentschlossen. Andererseits spiegelt es aber auch wieder, was die Band versucht: Sich selbst neu zu finden und gleichzeitig auch zu zeigen, dass sie experimentiert, sucht. Dem Album ist die Neugierde der Band in alle Richtungen deutlich anzumerken. Dadurch wird Sonic Foundation auch ein interessantes Album, um vielleicht den eigenen Geschmack mit neuen Ideen zu bereichern.
Der Gesang von N0emi Aurora ist beeindruckend schön. Mal singt sie klar und wunderschön, mal schmusig, mal klagend, mal ist sie die Rockröhre, mal bedient sie sich verschiedenster Effekte, um ihre Stimme und damit die Stimmung der Songs in die eine oder andere Richtung zu drehen. In Kombination mit der für Helalyn Flowers in einigen Songs überraschend dominant rockenden Gitarre von maXX, wird Sonic Foundation zu einem bemerkenswerten Album mit interessanten, tanzbaren und energiegeladenen Tracks, das der Szene durchaus gut tut.
Helalyn Flowers – Sonic Foundation ist erschienen am 18.03.2016 bei Alfa Matrix / Soulfood